Tagebuch - Interkulturelles Seminar - Haus Venusberg in Bonn - Dezember 2009
04.12.2009
Morgen beginnt das Seminar. Habe eigentlich gar keine Lust. Soll ich mich
krankmelden?
05.12.2009
Die deutsche Gruppe trifft sich nicht ganz vollzählig vor McDreck. Jetzt geht’s los.
Ich kriege ein Doppelzimmer. Großes Bad. Treffen mit anderen Gruppen. Präsentationen. Interessante Leute.
06.12.2009
Nun ist auch die kleine algerische Gruppe dazugekommen. Es gibt wieder Präsentationen. Großes Vergnügen bei Waldspaziergang, sehr kommunikativ.
Haus-Chaos-Rallye: Wir sind die „Sunny Girls and Sunny Boys“, natürlich sind wir die Besten!
Jessica mimt Carla Lagerfeld, Kamel stellt eine Vogelscheuche dar, Araber und Deutsche trauern sehr unterschiedlich. Beim Kegeln treffe ich auf Latifa aus Tunesien – große Liebe!
07.12.2009
Treffen der Teilnehmer 50+ ist überaus informativ. Sibylle: Hier könnt ihr endlich mal ausführlich reden. Bittere Tränen: Das erste Mal in meinem Leben nennt man mich einen „Senior“!!! Nachmittags Bonn-Rallye. Ist sehr lustig: die französischsprachigen
Teilnehmer der Rallye-Gruppe „Le group universel“ muss herausfinden, was das traditionelle Weihnachtsmarkt-Getränk ist. Sie mögen glaube ich keinen Glühwein. Abends Wellnes und Körperverschönerung – ich drücke mich erfolgreich vor jeglicher Restaurierung meines Äußeren.
08.12.2009
Rollenspiele. Unsere deutsche Gruppe schlägt sich gut. Zum abendlichen interkulturellen Fest starten wir mit einer Karnevals-Polonaise: Die Karawane zieht weiter, der Sultan hät doosch. Alle machen mit. Auch die anderen Gruppen singen, aber was? Na jedenfalls gibt’s noch ein Tunesien Alaaf! Algerien Alaaf! Frankreich Alaaf! Bonn Alaaf! und Kamelle von Christiane. Die andern Gruppen haben sich auch schön gemacht und haben Stände aufgebaut mit Gegenständen, Fotos und Essen aus ihren Ländern. Vollgefressen, glücklich und müde ins Bett.
09.12.2009
Wir erfinden Slogans. Die deutsche Gruppe ist ziemlich lahm, deshalb mein Vorschlag: Die Alten sind fit, die Jungen machen mit! Die anderen Slogans:
Jung und altz – Gott erhalt’s! C’est bon, c’est bon, toutes les generations!
Letzterer nutzt der Percussions-Workshop als Auftrittsmarsch bei der Ergebnispräsentation. In Köln besteigen fast alle den Dom-Turm. Nur zu viert besichtigen wir anderen das Innere des Doms. Nachher gehen die meisten ins Museum Ludwig.
Ich liebe das Museum, war bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr hier. Max: Manche Bilder sind voll cool, andere sind verrückt. In Tannenbusch lecker Chinesisch gegessen.
10.12.2009
Happy Birthday Sana!!! Die Workshops sind ein Highlight. Den Video-Workshop leiten Naceur und Abir. Wir erfahren, wie man ein Drehbuch macht und welche
Bildausschnitte es beim Dreh gibt. Khaled hat die Idee für einen Boxer-Film. Ich bin der einzige männliche Senior, also bin ich der Box-Trainer. (Boxen? Was ist das?
Kann man das essen?) Khaled wirkt beim Training sehr gefährlich, aber ich reiße mich zusammen und biete ihm meine Hände zum draufschlagen. Ein Höllenspaß. Khaled ist sehr nett. Auch mit den anderen komme ich jetzt in Kontakt.
Abends schreibe ich Briefe an Jennifer, Sarina und Max. Ich bin erstaunt, wie viel ich in den paar Tagen über die drei erfahren habe. Abends lerne ich dann Nadine und Gülcer näher kennen. Grrrrrrr! Naja, wir waren ja alle mal jung.
11.12.2009
Der Workshop Teil 2. Max und Abir sind ein junges Paar, die sich streiten und am Ende natürlich wieder versöhnen. Tränen gelacht. Lob an den Workshop, sehr gute Arbeit. Zur Ergebnispräsentation ist Herr Flinkerbusch da, die Altenhilfe u.a. Organisationen, Freunde, die Presse. Der Percussion-Workshop bringt uns in Stimmung. Tunesier und Algerier tanzen. Der Internetblog stellt seine Seite vor (Wow!) Unsere Filme werden gezeigt und kommen gut an. Abends tränenreicher Abschied. Die große Herzlichkeit der Teilnehmer in dieser Woche macht auch mich ganz sentimental. Dank an die großartige Seminarleiterin Sibylle und ihre Assistentin Flora, an die unermüdlichen und lieben Simultan-Dolmetscherinnen Anke und Ursel. Großes Lob an die Küche. Jedenfalls von mir. Das Konzept des Seminars, sich halb spielerisch halb mit Worten näherzukommen (interkulturell und generationen-übergreifend) hat gut funktioniert. 100% der Teilnehmer stimmen so ab.
12.12.2009
Ich finde nur schwer in den Alltag zurück. Diese Woche war sehr intensiv. Bin mehrmals im Blog: „intergenerationnel-bonn.blogspot.com“. Ich schicke ein Päckchen nach Algerien an Dyhia, die Deutsch lernen will. Hoffentlich kommt es an. Abends geht es los. Über Facebook werde ich überschwemmt mit Grüßen.
Danke an Stefanie, gute Besserung Gudrun, Grüße an Christiane, Jennifer, Sarina, Jessica, Nadine, Gülcer und Max.
Gerhard Sausmikat